An den Haltestellen in Graz halten sich täglich tausende Menschen auf. Um speziell an warmen Tagen im Sommer ein angenehmeres Mikroklima für die Fahrgäste zu schaffen, hat das für die Errichtung der Haltestellen zuständige Außenwerbe- und Tochterunternehmen der Holding Graz, der Ankünder, im Auftrag der Stadt Graz und auf Initiative von Bürgermeister Siegfried Nagl einen Prototyp für ein begrüntes Wartehäuschen entwickelt.
Bürgermeister Siegfried Nagl: „Der Klimawandel findet statt und ist – wie wir alle merken – auch in Graz zu spüren. Wir handeln und haben mit dem Klimafonds und der Rad-Offensive bereits millionenschwere Pakete beschlossen. Darüber hinaus versuchen wir aber auch mit kleineren ebenso innovativen Projekten wie der im Sommer präsentierten Watercloud oder den neuen begrünten Dächern an Wartehäusern die Lebensqualität der Menschen im urbanen Alltag an Hitzetagen noch weiter zu verbessern“.
Die Stadt Graz startet nun mit einem Pilotprojekt an einem Standort in der Münzgrabenstraße. Holding Graz-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Malik: „Die Beobachtungsphase ist für ein Jahr angelegt, um den vollen Jahreswechsel durchzumachen und die Funktionalität sowie den Pflege- und Unterhaltsaufwand der Dachbegrünung intensiv zu erproben. Nach Abschluss der Beobachtungsphase sind die Begrünungen vor allem entlang der Linie 5 angedacht: Lange Gasse, Triester Straße, Griesplatz. Auch bei geplanten Linienerweiterungen werden die begrünten Wartehäuschen zum Einsatz kommen. Die Begrünung sorgt nicht nur für ein besseres, angenehmeres Mikroklima in heißen Sommern unterhalb des Daches, sondern auch für ein grüneres Stadtbild, sauberere Luft (fangen Feinstaub ein) und bessere Aufenthaltsqualität.
Dieter Weber, CEO Ankünder GmbH: „Seit 26 Jahren baut der Ankünder die Wartehäuser für Graz. Stadtmöblierung ist immer auch ein Instrument in der Stadtentwicklung um den Bürger:innen in Design und Anwendung zeitgemäße Lösungen anzubieten. Als Partner der Stadt sind wir stets offen für Innovationen und freuen uns hier einen Beitrag zu einem möglichen klimafreundlichen Wartehaus zu leisten.“
Die Bepflanzung erfolgt mittels Fetthennen-Gewächs (= Sedumpflanze). Diese dickblättrigen, zähen, kleinen Stauden versorgen sich durch das Speichern des Regenwassers selbst; sie sind somit autark und man verfügt daher über ein mehr oder weniger autonomes begrüntes Wartehaus, welches keine zusätzliche Bewässerung benötigt. Nur 1x im Jahr wird das Unkraut manuell entfernt. Des Weiteren trägt die Fette Henne aufgrund ihrer Blüte zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Sie erfreut sich bei Wildbienen und Hummeln einer hohen Beliebtheit.
Anders als bei Blech- und Glasdach läuft bei begrünten Dächern Regenwasser nicht einfach über die Kanalisation ab. Pro Jahr und Dach können je nach Gegend leicht mehr als 3000 Liter zusammenkommen Das wenige Zentimeter dicke Bodensubstrat speichert die Feuchtigkeit bzw. das Regenwasser, die Pflanzen verbessern mit ihrer Verdunstung das Mikroklima der unmittelbaren Umgebung. Bei Sonnenschein bleibt es unter dem Dach kühler, weniger Hitze strahlt in die Umgebung ab. Auch Feinstaub können die Mini-Wiesen aus der Luft filtern.
Es ergeben sich 20% Mehrkosten zu einem herkömmlichen Standard-Wartehaus für die Dachkonstruktion mit Bepflanzung. Die Kosten für ein Standardwartehaus liegen bei ca. 15.000 Euro. Der Preis schwankt derzeit aufgrund der täglich steigenden Rohstoffpreise anlässlich der Pandemie.
Der Prototyp weist im Gegensatz zum herkömmlichen Wartehaus eine neue Dachkonstruktion auf, welche zur Aufnahme der Bepflanzung geeignet ist.
Das Fetthennen-Gewächs wird auf einer Sedum-Matte, in 57 x 38cm große Module, die „eingeklickt“ werden können (und auch wieder herausgenommen werden können), gepflanzt. Diese Module bestehen aus Kunststoff und sind mit einem Dachgartensubstrat befüllt. Darin werden die „Fetthennen“ gepflanzt. So ein Aufbau hat eine Gesamthöhe von 8 cm; Wanne muss eine Längs- und Querneigung haben und das Regenwasser muss abfließen können.
Österreich:
WIEN:
An 5 Bim- und Busstationen wurden je 2 Tröge mit Kletterpflanzen (Parhenocissus tricuspidata „Veitchii“, auch als Mauerkatze bzw Wilder Wein bekannt) welche übers Dach wachsen, aufgestellt. Aktuell werden an 4 weiteren Standorten die Dächer mit unterschiedlichen Pflanzenarten begrünt, um zu beobachten, wie sich diese in den verschiedenen Ortsumgebungen entwickeln.
INNSBRUCK:
Testlauf an 2 Bushaltestellen; Begrünung mittels Moosmatten
KLOSTERNEUBURG:
Testlauf an zwei Haltestellen; Begrünung mittels Moosmatten.
VILLACH:
Testlauf an 3 Bushaltestellen: Begrünung mit Fetthennen-Gewächsen.
Sonstige:
UTRECHT:
Vorreiter (Start 2019); mehr als 300 begrünte Wartehäuser; Begrünung mit Mauerpfeffer
LEIPZIG:
900 neue WH mit Moos geplant; 500 davon bereits umgesetzt.
DUISBURG:
Testlauf bei 1 Wartehaus; Begrünung mittels 12 verschiedenen Sedum-Pflanzen
HAMBURG:
Pilotprojekt an 2 Standorten; Begrünung mit Wildblumen
HAMM:
1 begrüntes Wartehaus
ERFURT:
Pilotprojekt: 1 begrüntes Wartehaus; Begrünung mittels Fetthenne/Mauerpfeffer
Unabhängig vom geplanten Testlauf mit dem begrünten Wartehaus, möchten wir – aufgrund der zahlreichen Bürgeranfragen und dem Wunsch nach mehr Schatten in Fahrgastunterständen – die bereits bestehenden Wartehäuser an besonders exponierten Stellen mittels Schatten spendenden Dächern nachrüsten.
Dazu werden gerade Versuche mittels Dachfolierungen gestartet – der erste Prototyp wurde bereits am Kaiser-Josef-Platz errichtet und Sie haben die Möglichkeit, dort, die dadurch gewonnene Temperaturreduktion live zu testen.
Warum?
Nur die ganz neu zu errichtenden Wartehäuser können mit begrünten Dächern ausgeführt werden, da eine Umrüstung bei den bestehenden Fahrgastunterständen aus statischen Gründen nicht möglich ist (das Gewicht des Gründaches ist für die bisherige Konstruktion nicht ausgelegt), wäre das eine denkbare Alternative für mehr Schatten in den Wartehäusern.
Durch diese Folie (Hersteller: ImagePerfect):
Kosten:
€ 400, — für die Folierung pro Wartehaus
Wo?
An besonders sonnigen Standorten